In den 8 Jahren meiner Hochzeitsfotografie, waren selbstverständlich auch kirchliche Trauungen dabei. Ich mag vor allem die alten Gebäude mit all ihren Macken und ihrer Geschichte. Meine persönliche Sicht auf die Kirche habe ich immer außen vorgelassen. Ist ja schließlich nicht meine Hochzeit. Und ich finde jedes Paar soll heiraten, wie es mag.
Ich habe kirchliche Trauungen nie als den Moment aufgefasst, in dem ich möglichst viele Fotos mache. Im Gegenteil. Einzug, Auszug, Ringtausch und vielleicht noch eine Hand voll Fotos der gesamten Szenerie oder Gäste. Diese Fotos wollte ich machen, aber niemals auffallen oder im Mittelpunkt der Zeremonie stehen.

Dafür war es mir von Anfang an wichtig die Spielregeln zu kennen. So bin ich immer vorher zur Pastorin/zum Pastor gegangen, habe mich vorgestellt und die Spielregeln abgeklopft. Ich weiß aus diesen Gesprächen, dass die Erfahrungen mit den Fotografen zum Teil haarsträubend waren. Von mitgebrachten Leitern über Fotos auf der Kanzel war schon alles dabei. Dass ich dann nicht überall freudestrahlend und konfettiwerfend empfangen werde, ist mir bewusst. Umso wichtiger ist das Gespräch vorher. Selbst, wenn Fotos nicht gestattet waren, habe ich mich dem gefügt. Seine Kirche, seine Regeln. Aber das mit war das wenigstens klar abgesprochen.
Nicht so die Kirchenleute, die mich vorher nicht sprechen wollten oder mich sogar ganz bewusst ignoriert haben. In einer anderen Situation hätte ich sie gefragt, was mit ihnen nicht stimmt. Warum man als Mann (und blöd reagiert haben wirklich ausschließlich Männer) Gottes nicht in der Lage ist, auch mit jemandem wie mir nett zu sprechen.
Es gab natürlich auch andere Erlebnisse, aber von all den kirchlichen Trauungen sind mir nur zwei als besonders gut in Erinnerung geblieben. Trauungen, nach denen ich dachte, die Kirche hätte weitaus weniger Probleme die Kirchenbänke voll zu bekommen, wenn die Stimmung viel öfter so wäre. Locker, zeitgemäß und nicht von Oben herab.

Es waren weitaus mehr als zwei Trauungen, bei denen ich dachte „Wenn ich euer Boss (Gott) wäre, würde ich euch rausschmeißen, weil ihr nicht meine Werte vertretet.“
Und so habe ich für mich entschieden keine kirchlichen Hochzeiten mehr zu begleiten.
Bis ein anderer Fotograf sagte „Du, ich habe mal von einem Fotografen gehört, der geht einfach nicht mit in die Kirche. Er wartet Draußen. Vielleicht wäre das ja die Lösung.“
Im Prinzip gar kein blöder Gedanke. Man kann die Geschichte mit dem Gang in die Kirche und dem Heraustreten nach der Trauung genauso gut erzählen. Und ich habe sogar die Möglichkeit, all das, was vor der Kirche an Überraschungen vorbereitet wird festzuhalten. Situationen, die sonst niemand mitbekommt.
Aber wer will das schon? Wer würde auf die Bilder aus der Kirche verzichten?

Im September 2022 habe ich meine letzte kirchliche Hochzeit mit Gang in die Kirche fotografiert. Und jetzt, im Januar 2023, hat mich das erste Paar für ihre kirchliche Hochzeit mit den Worten gebucht „Wir finden es total gut, dass Du nicht mit reinkommst. Meist stört das Geknipse dort nur.“
Tja, es gibt sie wohl doch, die Paare, die sich mit meiner neuen Art kirchliche Hochzeiten zu begleiten, anfreunden können. Das freut mich total und macht Mut, auch mal andere Wege einzuschlagen.
Wenn ihr also kirchlich heiraten wollt und auf die Fotos in der Kirche verzichten könnt, begleite ich euch herzlich gern.
Beste Grüße

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