Natürlich verbringe ich zu viel Zeit auf Instagram. Und scrolle mal fasziniert und oft gelangweilt mehrere Kilometer durch den Tag.
An dieser Stelle könnte der Blog-Beitrag auch schon zu Ende sein, wenn ich in den letzten Wochen nicht mal genauer beobachtet hätte, was ich dort eigentlich warum mache. Und vor allem wie.
Angefangen haben die Beobachtungen eigentlich mit dem Thema Branding. Ich weiß nicht, wie ich in diese Blase gerutscht bin, aber plötzlich waren da so viele Menschen in meiner virtuellen Welt,
die sich mit diesem Thema beschäftigten. Mit Farben und deren Aussagekraft. Mit Design von Webseiten und Insta-Feeds. Und vor allem mit den Möglichkeiten, die ein einheitlicher Auftritt
bietet.
Über den Podcast "Zeichenstammtisch"
bin ich dann auf den Account von Tanja Kammler gestoßen. Sie betreibt all
das, was zu dem Thema wichtig ist auf ihrem Kanal in Perfektion. Alles andere wäre auch blöd, denn schließlich ist das ihr Job. Mein innerer Monk ist ein ganz großer Fan von ihrer Arbeit und
völlig fasziniert von der Einheitlichkeit und den tollen Farben!
Ich habe mich gefragt, wie wichtig eigentlich das Thema Wiedererkennung und Einheitlichkeit für MEINEN Account ist. Habe ich die bereits und hab es nur nicht gemerkt? Ein Blick in meinen Feed reichte, um das locker verneinen zu können. Und auch bei der Gestaltung meiner Stories habe ich eher tagesformabhängig geschaut, was mir an Vorlagen gefiel und sie genutzt. Schön vielleicht. Aber nicht einheitlich.

Da ich weder in der Lage noch gewillt bin für ein solches Branding die berechtigten vier- bis fünfstelligen Beträge aufzurufen, habe ich in einen dilettantischen Selbstversuch gestartet.
Es ging los mit den Farben. Was gefällt mir? Welche Farbe hat welche Wirkung? Passen sie zu mir und meinen Bildern? Diese Fragen haben mich im Alltag immer wieder begleitet bis ich glaubte, eine kleine Farbpalette gefunden zu haben.
Als nächstes habe ich mir für die Stories eine Handvoll Vorlagen rausgesucht und sie mit meinen Farben und für mich passenden Schriftarten kombiniert und einfach losgelegt. Für jede Story bedeutet das: Foto mit dem Handy machen, durch Lightroom laufen lassen, bei Canva hochladen, einbauen und vielleicht noch nen Text dazu schreiben. Was zunächst viel Spaß machte, entpuppte sich als ein ganz schöner Zeitfresser.
Im Folgenden habe ich mal geschaut, wie genau eigentlich die Menschen ihren Account gestalten, denen ich folge. Das war der Punkt, an dem mein innerer Monk meinen Körper verlies.
Folgende drei Dinge sind mir dabei nämlich aufgefallen:
- Ein einheitlicher Instagram-Feed befriedigt zwar meinen inneren Monk, jedoch langweilt es mich, wenn alle Bilder zu einem großen Klumpen vermatschen. Die Augen bleiben an keiner Stelle hängen und sehen nicht, wo ein Foto aufhört und ein anderes beginnt.
- Der Wiedererkennungswert ist oft gar nicht vorhanden, weil der Look vieler Accounts sich total wiederholt. Ohne, dass ich auf den Namen schaue, fallen mir oft ganz spontan mindestens fünf Accounts ein, die hinter diesem Beitrag oder der Story stecken könnten.
- Meine Aufmerksamkeit für diese Accounts ist relativ gering. Ausgenommen die der Menschen, die ich auch persönlich kenne.
Dann habe ich beobachtet, dass es ausgerechnet die nicht durchgestylten Accounts sind, die mich verweilen lassen und die ich sofort wiedererkenne. Das sind zum Beispiel die von Alexey (obwohl er auch ein Branding hat, aber eben ein außergewöhnliches), Ina und Juliana. Sie sind so einzigartig in ihrer Bildsprache, in positiver Hinsicht simpel in ihrer Gestaltung und inhaltlich einfach so viel besser. Haben sie mit ihrer Fotografie weniger Erfolg? Überhaupt nicht! Im Gegenteil.
Am Ende blieben dann nur noch zwei Fragen:
- Was bedeutet all das für meinen Account?
- Wo will ich eigentlich hin mit meiner Fotografie?
Diese Fragen haben mich auch ein paar Tage beschäftigt. Vor allem die zweite Frage.
Ich bin mit der Buchungssituation für 2023 und 2024 sehr zufrieden und werde da auch keine großen Sprünge mehr vollführen, um die Zahlen noch irre weit nach oben zu schrauben. Und 2025? Das ist noch ganz weit weg. Ich habe natürlich ein Gefühl, in welche Richtung es gehen könnte. Aber bis dahin fließt noch viel Wasser die Weser runter.
Ich begleite nur Paare, auf die und deren Hochzeit ich wirklich, wirklich Lust habe. Und ich sage ab, worauf ich keine Lust habe. Auch außerhalb der Hochzeiten.
Ich weiß, um den Luxus, den mir das Nebengewerbe bietet und schätze das sehr. Ich brauche nicht MEHR Kunden. Ich möchte auch keine wahnsinnig hochpreisigen Hochzeiten auf Sylt oder sonst wo begleiten. Warum also künstlich einen Weg bauen, den ich gar nicht begehen will?
Für meinen Account bedeutet das: mehr Abwechslung und Platz für Spontanität. Natürlich werde ich auch Canva weiter benutzen, weil ich dieses Tool sehr liebe.
Aber die allermeisten Stories werden da nicht mehr durchmarschieren. Und auch im Feed werden nicht mehr ausschließlich hochzeitsbezogene Beiträge und Fotos Platz finden.
Instagram ist eine tolle Plattform für kostenlose Werbung und eine Möglichkeit, sich ein paar Schulterklopfer abzuholen. Manchmal auch, um sich mit anderen Menschen auszutauschen, was ich sehr, sehr mag. Und zwischen Faszination und Langeweile ist weder Instagram noch die Gestaltung meines Accounts so wichtig für mich, wie ich mir selbst manchmal vorgaukel/mir vorgaukeln lasse.
Kommentar schreiben