Wir müssen über's Geld sprechen

Mir ist es sehr wichtig gleich am Anfang klarzustellen, dass es in diesem Beitrag nicht darum geht, ob ich meinen Stundensatz angemessen oder mich gar unterbezahlt finde. Es geht einfach darum ein wenig zu erklären, wie ein ( zunächst scheinbarer) "Mondpreis" zustande kommt. Und ein wenig auch darum das Gerücht "Unter der Überschrift Hochzeit ist alles gleich x-Mal so teurer." zu entkräften.

Ja, ich weiß: Über Geld spricht man nicht. Zum Glück bin ich nicht "man".

Im letzten Jahr erreichte mich folgende Reaktion des Bräutigams, nachdem ich meine Infos und Preise an ihn rausgeschickt habe:

Hey Andreas, 

sorry für die späte Antwort. Also um ganz ehrlich zu sein, waren wir preislich ein wenig überrascht. 

Da wir aber noch frisch bei der Suche sind und du einer der ersten Anfragen warst, würden wir uns noch andere Angebote einholen. Wenn wir klüger sind, fragen wir ggf. nochmal an, ansonsten bedanke ich mich schon einmal vielmals für die schnelle Rückmeldung und entschuldige mich, dass meine Rückmeldung so verzögert kam. 

Lieben Gruß 

XX

Das war meine Antwort:

Hallo xx,

ich habe mich sehr über Deine Antwort gefreut. Und das meine ich durchaus ernst. Natürlich ist es schade, dass wir vermutlich nicht zusammenkommen werden, ABER:

- Du hast Dich gemeldet anstatt einfach gar nicht zu antworten

- Du warst freundlich und hast nicht rumgepöbelt wegen des Preises

- Du warst ehrlich

- Du weichst von den selbstgesetzten Budgetvorstellungen nicht ab.

Gerade beim letzten Punkt schlage ich oft die Hände überm Kopf zusammen, wenn Paare nach Außen etwas darstellen wollen und 

sich für die Hochzeit teilweise sogar verschulden.

Bleibt bei euren Prinzipien. Ihr werden einen Fotografen finden, der günstiger ist und eure Momente der Hochzeit richtig schön festhält. Feiert so, wie es euch gefällt, denn es ist euer Tag. 

Ich wünsche euch eine tolle Hochzeit mit großartigen Dienstleistern und schönen Erinnerungen.

Liebe Grüße

Andreas

Ich glaube, das war die erste ehrliche und ausführliche Absage, die ich in all den Jahren bekommen habe. Denn in der Regel bekomme ich Absagen in der Form, dass sich die Paare einfach gar nicht mehr melden. Was ich übrigens wenig wertschätzend und unhöflich finde.

Klar weiß man so ungefähr, was ein Liter Milch oder ne Kiste Cola kostet. Aber was kosten Hochzeitsdienstleister? Damit beschäftigt man sich nur, wenn man vor hat zu heiraten und eine Feier auszurichten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Vergleiche fehlen, um den jeweiligen Preis des angefragten Dienstleisters einschätzen zu können.

 

Und ehrlicherweise hören sich zum Beispiel 290 EUR pro Stunde (mit dem Beispiel arbeite ich im Folgenden mal weiter) wie der pure Wucher an, für jemanden, der im Angestelltenverhältnis vielleicht 15 EUR netto die Stunde bekommt. 

 

Da haben wir übrigens schon den ersten Punkt. Wer kennt schon seinen Bruttostundenlohn? Es wird der Bruttostundenlohn mit dem eigenen Nettostundenlohn vergleichen. Aber das ist erst der Anfang einer langen Kette von Punkten, die man außerhalb der Hochzeitsblase bei der Bewertung des Stundenlohns nicht bedenkt.

Ich habe mir mal die Mühe gemacht (und eigentlich sollte das ja jeder Selbstständige tun) und wirklich jeden kleinen Schritt, den ich für eine Hochzeitsbegleitung mache, zeitlich bewertet. Von der Beantwortung der ersten Anfrage bis zur letzten geschäftlichen Mail.

 

Dazu gehören u.a. (unvollständige Aufzählung)

  • Vorgespräch
  • Vertragsgestaltung
  • Buchhaltung
  • Kommunikation per Mail und WhatsApp
  • Holzboxen gestalten und bestellen
  • Vorbereitungen auf die Hochzeit
  • Bilder sichern
  • Onlinegalerie erstellen
  • Bilder bestellen
  • Holzboxen packen und zur Post bringen...

Das sind einige Schritte, die zu machen sind, egal, ob ich nun für zwei oder zehn Stunden gebucht bin.

Dann kommen -  natürlich anteilig - noch zeitunabhängige Ausgaben, u.a. für

  • Software
  • Holzboxen
  • Versicherungen
  • Steuerberater
  • Porto...

Als nächstes haben wir noch die Variable Anzahl der gebuchten Stunden, aus der sich mein Gesamtpreis errechnet.

Natürlich spielt diese Stundenzahl auch in die Zeit der Nachbearbeitung (Sicherung, Auswahl, Bearbeitung....) hinein. Je länger ich gebucht bin, desto länger die Nacharbeit.

Und dann sind da nicht zuletzt unsere Freundinnen und Freunde vom Finanzamt mit Umsatz- und Einkommenssteuer.

Darin enthalten sind auch Selbstverständlichkeiten, wie Zuverlässigkeit, Ansprechbarkeit, die Erfahrung von fast 100 Hochzeiten. Und das, was ich aus meiner Erfahrung noch an guten Tipps für einen gelungenen Tag beitragen kann. Das lässt sich natürlich nicht beziffern. Weder zeitlich, noch finanziell. 

 

Ich habe sicher in meiner Liste noch einige Punkte vergessen. Wenn ich das noch mit einer Pauschale berücksichtige, sind wir am Ende bei einem tatsächlichen Stundenlohn von unter 25 EUR. Und da man die 25 EUR nicht mit den 290 EUR vergleichen darf:

Bei einer achtstündigen Reportage bleiben also von einem Gesamtpreis von 2.320 EUR etwa 750 EUR übrig.

 

Jetzt sieht die Sache schon etwas anders aus, oder?

Ich habe übrigens etwas später noch eine Mail vom Bräutigam bekommen:

Hallo Andreas,

nun ist einige Zeit vergangen, in welcher wir auch bei anderen Fotografen/Innen angefragt haben und sind zu dem Schluss gekommen, dass uns deine Fotografie am meisten zusagt...weshalb wir uns freuen, wenn du uns an diesem Tag begleiten würdest.

Gruß 

xx

Tja, und am Ende hatten wir einen tollen Weg zusammen, und sie haben sich über die Fotos ihres wunderschönen Hochzeitstages sehr gefreut. 

 

Beste Grüße

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Kommentare: 2
  • #1

    Chrissi (Mittwoch, 24 August 2022 19:55)

    Ein toller und ehrlicher Beitrag, der es auf den Punkt bringt! Danke dafür. Auch wenn mir wahrscheinlich noch ein paar Dinge einfallen würden, die auch noch dazu gehören. �

  • #2

    Andreas Christiansen (Mittwoch, 24 August 2022 20:31)

    @Chrissi: Sehr gern. Ja, da gibt es noch ein paar Dinge. Deshalb auch der Hinweis, dass die Aufzählung nicht abschließend ist. So bis ins allerletzte Detail ist es vermutlich kaum von Interesse.


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